maximaLettra
Eigenverlag

Zwerge sind in Baumstrünken zu entdecken. Wer an ihre Existenz glaubt, kann sie sehen.


Ginkgo Biloba

Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut.

Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Dass man sie als eines kennt?

Solche Fragen zu erwidern
Fand ich wohl den rechten Sinn.
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Dass ich eins und doppelt bin?


Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)


Das Ginkgoblatt gab im Jahre 1815 Johann Wolfgang von Goethe einen „geheimen Sinn zu kosten, wie es den Wissenden erbaut“, so im Gedicht zu lesen, das er einer Frau widmete.

Man weiss nicht, ist es eins, das sich in zwei teilt oder zwei, die sich in eins verbinden.

Der Geheimrat Goethe hat viele (spirituelle) Weisheiten in Worte verwandelt und man darf ihn bestimmt zu den sogenannt Wissenden zählen. Das Gedicht hat mich bewegt und scheint mir ein Sinnbild oder Wegweiser für diese seltsame Zeit zu sein.

Aktuell ist zu beobachten, dass sich unsere Gesellschaft spaltet. Man scheint zu vergessen, dass alle Menschen auf einer bestimmten Ebene miteinander verbunden sind. Wie könnte man diese Tatsache überprüfen? Ein Versuch:  

Augen – nach aussen gerichtet

Im letzten Jahr waren wir alle mehr oder weniger gezwungen, unser Gesicht hinter einer Maske zu verbergen. Dafür intensivierte sich der Augenkontakt spürbar.  

Schau doch in diesen hoffentlich friedvollen Tagen deinen Lieben oder dir selbst (im Spiegel) wieder einmal tief in die Augen. Du wirst feststellen, wie schön und individuell die Iris gezeichnet ist und ebenso gibt es die dunkle Pupille, die wirklich bei allen Menschen aus allen Nationen rund um den Erdball gleich ist – ein perfektes Symbol für die Einheit in der Vielfalt oder umgekehrt die Vielfalt in der Einheit. 

Gedanken – nach innen gerichtet

Magst du dich weiter auf ein kleines Experiment einlassen? Ich lade dich ein ganz still zu werden. Wenn du diesen Zustand erreicht hast, frag dich doch mal, was dein nächster Gedanke ist? Vermutlich wirst du feststellen, dass es eine Weile dauert, bis ein solcher auftaucht. Wer war da grad in Verlegenheit? Hast du vielleicht dein Ego ertappt, das fast immer in der Vergangenheit oder Zukunft weilt und nun einen Moment brauchte, um ins Hier und Jetzt zu eilen? Der jetzige Moment ist alles was wir wirklich haben und wo wir handeln und entscheiden können. Die Vergangenheit ist vorbei, die Zukunft noch nicht da. Bist du grad hier? Die nächste Frage ist nämlich von grosser Bedeutung und für das Ego schmerzhaft, weil es entthront wird:

Wer ist der/die Beobachter/in dieses Vorgangs? Ist er/sie in uns allen anwesend? Gerne überlasse ich es dir, eine Antwort zu finden. Das ist ein sehr spannender Prozess.
(Bücher, die mir geholfen haben Antworten zu finden, sind in der Quellenangabe unten aufgelistet.)

Mit diesen zwei Beispielen hoffe ich aufzuzeigen, dass wir irgendwo in der Tiefe oder vielleicht in der Stille, unsere gemeinsamen Wurzeln haben, wie das Ginkgoblatt, als ein vergleichbares Symbol, das uns die Natur liefert und das Goethe inspiriert hat.

Der Ginkgobaum ist zudem ein Hoffnungsträger, wie es wohl keinen zweiten gibt. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges überlebten vier Ginkgobäume (drei davon Tempelbäume) die Explosion in Hiroshima in nächster Nähe. Jener der am nächsten zum Epizentrum stand (1130 m), begann bereits im darauffolgenden Frühjahr wieder zu blühen. Damit steht er für die Urkraft des Lebens, die uns alle verbindet. 

Möge es uns als Menschheit gelingen uns zu erinnern, wer wir wirklich sind. In den Augen aller Brüder und Schwestern sich selbst mit einem anderen Lebensentwurf zu erkennen, bringt unverzüglich Frieden und die Liebe frohlockt.

Marianne Grimm


Quellenangabe:

Eckhart Tolle:

- Jetzt – die Kraft der Gegenwart
- Stille spricht
- Eine neue Erde

Neale Donald Walsch:

- Gespräche mit Gott Band 1-3  

Ein Kurs in Wundern

Fred Hageneder

Ein Autor, der wahrlich bäumige Bücher über Bäume geschrieben hat.

 


Exkursion in die Vogelwelt mit Philippe Frei

Konzert der Lebensfreude

Bepackt mit Rucksack, Fernrohr und Stativ machen wir uns auf in die Natur. Es ist noch dunkel, nur ein Hausrotschwanz singt im nahen Gebüsch. Nach der Vogeluhr gehört dieser zu den ersten, die den neuen Tag begrüssen. Zeitgeber der Vogeluhr ist der Helligkeitswert, welcher die Vögel mit ihrem Gesang orchestriert. Früh aufstehen lohnt sich!

Phil läuft mit spitzen Ohren durch das Quartier und macht immer wieder darauf aufmerksam, wo ein Sänger sitzt. 5.30 Uhr sind wir beim Ziel angekommen. „Da zwitschert ein Gartenrotschwanz… dort hinten ein zweiter… kannst du es hören?“ Ich staune an diesem Morgen oft über das feine Gehör von Phil und wie gut er die verschiedenen Vogelstimmen kennt und sie unterscheiden kann. Mit einer App spielt er kurz die Laute einzelner Vögel ab, so dass ich sie unter dem immer üppiger werdenden Singsang heraushören kann. Unglaublich, wie dieses Crescendo seinen Lauf nimmt. Es sind fast nur Männchen, die singen. Da es noch zu dunkel ist, um Futter zu suchen, haben sie freie Zeit, die sie zum Anlocken der Weibchen nutzen.

Der Himmel beginnt sich langsam zartrosa einzufärben und die Silhouetten der Bäume treten deutlicher hervor. Nicht lange und die Sonne steigt leuchtend orange am Horizont auf. Die Vögel singen nun aus voller Kehle. Was für eine Freude! Die Sonne wird begrüsst - ein neuer Tag beginnt.

Inzwischen habe ich meinen Feldstecher ausgepackt und wir machen uns auf die Pirsch, um einige der Sänger vor die Linse zu bekommen. Da ein Buchfink, dort ein Girlitz, irgendwo hört man eine Taube gurren und die Krähen stimmen mit ihrem Krächzen ein. Alle sind sie hellwach. Phil hat einen geübten Blick für die gefiederten Freunde. Er stellt das Fernrohr auf, richtet es, damit ich die verschiedenen Exemplare ebenso am Gefieder erkennen kann. Faszinierend sehen sie aus, wenn sie in ihrem Revier sitzen und auf sich aufmerksam machen. Durch die Vergrösserung kann ich fast jede Feder einzeln erkennen. Ein Amselweibchen lässt sich beim Zusammensuchen von Nestmaterial beobachten. Die Bildqualität ist so toll, dass ich mich dem Tier ganz nah fühle. Für diese Blickfänge braucht es eine grosse Ausdauer; Fokus eingestellt und flugs ist das Objekt einen Ast weiter gehüpft oder ganz davon geflogen. Ein Glücksgefühl, wenn die Einstellung gelingt.

Phils Begeisterung für die Ornithologie ist äusserst ansteckend. Meine Neugier ist geweckt und ich freue mich, dass es mir bereits gelingt einzelne Tonfolgen zuzuordnen. Ich bin mir jedoch bewusst, dass dies sehr, sehr viel Übung braucht, denn nicht jeder Vogel pfeift seinen Namen so deutlich wie der Zilpzalp.

Die glänzenden, getupften Stare staksen in grossen Gruppen durchs Gelände, picken Insekten und Samen. Ein Grünfink beansprucht ein verblühtes Blümchen für sich alleine und verscheucht die Konkurrenten. Wir genehmigen uns eine Pause. Heisser Tee und Zwischenverpflegung tun gut.

Auf dem Rückweg macht Phil mich auf die Dohlen aufmerksam, die auf einer riesigen Silberpappel nisten. Durch das Fernrohr kann ich die Nester im zerfurchten Baumstamm und Astwerk des Baumes erahnen.

Auf unserer Exkursion haben wir über 25 Vogelarten entdeckt, viel gelauscht und beobachtet. Dieses unabdingbare Sein im Hier und Jetzt, hat uns einen wundervollen Morgen beschert – ein besonderes Geschenk.

Danke Phil, dass du dein Wissen mit mir geteilt hast.

Marianne Grimm

Die Hauptdarsteller dieses Morgens:  

Hausrotschwanz, Gartenrotschwanz, Amsel, Distelfink, Buchfink, Grünfink, Star, Zilpzalp, Rotkehlchen, Kohlmeise, Blaumeise, Dorngrasmücke, Sommer- und Wintergoldhähnchen, Bachstelze, Girlitz, Feldsperling, Fitis, Gartenbaumläufer, Ringeltaube, Raben- und Saatkrähe, Elster, Dohle, Eichelhäher, Grünspecht, Buntspecht.

Hast du eine Feder gefunden?

www.federn.org Webseiten von Philippe Frei und Agi Müller

unter „federgalerie“ auch als App für Android-Geräte

Vogelstimmen-App: Bird Song Quiz der Vogelwarte Sempach

 
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